Sit and Go
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Sit and Go
Ein Poker Sit and Go Turnier (wird teilweise mit SNG abgekürzt) ist in der Regel ein kleines Turnier, welches an einem oder wenigen Tischen durchgeführt wird. Sobald sich eine vorbestimmte Anzahl Spieler registriert hat, beginnt das Spiel. Daher heisst es ja auch Sit'n Go, was übersetzt 'sich setzen und loslegen' heisst. Sie sind keine klassischen Pokerturniere und erfordern eine etwas andere Strategie als grosse Turniere mit höheren Startstacks und längeren Blindintervallen. Nachfolgend einige Tipps, wie man ein solches Sit and Go Turnier erfolgreich gestalten kann.
Anfangsphase
Zu Beginn, wenn die Blinds noch sehr tief sind, geht es vor allem darum, sich schadlos zu halten. Das erreicht man am besten, in dem man die ersten 3 - 4 Blindlevels sehr tight spielt. D.h. es dürfen ausschliesslich nur sehr gute Starthände gespielt werden (AA, KK, QQ, AK). Mit einem solchen guten Startblatt muss man dann unbedingt aggressiv spielen. D.h. mit AK sollte mindestens auf den dreifachen Big Blind geraist werden. Eine Continuation Bet ist zwingend über mindestens die Hälfte des Pots. Bei Widerstand muss man folden können. Es ist extrem ärgerlich und völlig überflüssig, in der Startphase auszuscheiden. Tiefere Pocket Paare und Suited Connectors (z.B. Herz 98) können bei entsprechender Position gelimpt werden. Falls man dann den Flop verfehlt, unbedingt folden und sicht nicht auf Bluff-Spielchen einlassen. Problematisch sind in dieser Phase Draws (Straight Draw oder Flush Draw). Das Callen in der Hoffnung, seinen Draw zu komplettieren kann den Spieler (zu) viele Chips kosten, was die Chancen auf Erfolg stark minimieren. Das einzig Wichtige in dieser Phase ist, dass man keine Chips verliert.
Mittlere Phase
Gerade bei Sit'n Go's an einem einzelnen Tisch (was mehrheitlich die Regel ist), sind in der mittleren Phase bereits einige Spieler ausgeschieden. Es sind nun vielleicht noch 5 - 7 Spieler am Tisch verblieben. Und hier gibt es einen grossen Unterschied zu einem grossen Turnier. Die leeren Plätze werden nicht durch andere Spieler aufgefüllt. Durch die kleinere Anzahl Spieler am Tisch können nun auch andere Starthände wie z.B. AQ, AJ, AT, KQ, KT, QJ, usw. gespielt werden. Bleibe allerdings deiner Taktik treu und spiele weiterhin relativ tight. Sei vorsichtig bei Händen, wo die grösseren Stacks mitspielen. Sie werden versuchen deine Blinds zu stehlen. Bleib in dieser Situation ruhig und calle nicht mit mittelmässigen oder schlechten Blättern. Denn noch sind die Blinds relativ niedrig, und du solltest noch über genügend Chips verfügen, um auf gute Hände warten zu können. Wenn du aber über eine gute Hand verfügst, spiele aggressiv. In dieser Phase musst du entweder aggressiv erhöhen oder folden, ein unsicheres Callen hilft dir nicht weiter. Gehe wenn möglich All In Situationen vor dem Flop aus dem Weg, ausser natürlich mit den absoluten Premiumhänden AA, KK oder QQ. Bedenke, dass du z.B. mit AK gegen 22 nicht Favorit bist und du so schnell ausscheiden kannst. Es ist daher zu diesem Zeitpunkt das Risiko noch nicht wert.
Bubble Phase
Hoffen wir also, du hast es geschafft, unter die letzten 4 zu kommen. Das Spiel auf der Bubble (das Spiel um den letzten Platz, welcher kein Geld bringt), ist immer speziell. Jeder Spieler hat nun Angst, diesen vierten undankbaren Platz zu belegen. Meistens wird die Spielweise in dieser Phase passiver. Vor allem der drittplatzierte Spieler wird keine Risiken eingehen wollen. Daher ist er das ideale Opfer, welches aggressiv angegriffen werden kann. Die Blinds sollten unterdessen ebenfalls ein Level erreicht haben, wo sich das Stehlen lohnt. Raise auch mal mit mittelmässigen Startblättern und versuche so die Blinds zu holen. Falls du im Moment auf dem undankbaren vierten Platz liegst, wird es natürlich schwierig. Dann bleibt dir nichts anderes übrig, als den richtigen Moment abzuwarten, um all in zu gehen. Auch hier ist natürlich der drittplatzierte Gegner das beste Opfer. Aber bei richtigen Händen darfst du ruhig auch gegen die Führenden all in gehen.
Letzte Phase
Nun hast du es geschafft, du hast das minimale Ziel erreicht und bist im Geld. Was hast du nun noch zu verlieren? Eigentlich nichts, oder? Also wechsle von deinem tighten Stil zu einem loosen Stil und werde wie Gus Hansen. Spiele sehr aggressiv, und raise Pre Flop. Streue auch mal einen Bluff ein, wenn du gegen einen einzelnen Spieler setzen kannst. Starthände, welche du vorher nicht gespielt hast, werden nun spielbar und raise damit. Deine Gegner werden wegen deinem vorgängig tighten Stil nicht unbedingt damit rechnen. Wirst du gereraised, musst du natürlich folden (ausser du hast ein wirklich starkes Blatt in den Händen). Wenn es dann zum Schluss zum Heads Up kommt, ist das Behalten der Nerven ein wichtiger Faktor. In dieser Phase sind die Blinds meistens schon sehr hoch. Es ist daher wichtig, dem Gegner keine Chips zu schenken. Es kann ratsam sein, bei guten Pocket Cards slow zu spielen und den Gegner in eine Falle laufen zu lassen. Denn meistens wird er aggressiv agieren, obwohl er kein so gutes Blatt hat. Bedenke auch, dass der Glücksfaktor beim Heads Up viel grösser ist als sonst.
Zusammenfassend
Halte dich zu Beginn zurück und spiele nur wirklich absolute Top-Hände. Da dazu Geduld notwendig ist, kann es ratsam sein, gleichzeitig mehrere Sit'N Go's zu spielen, damit es dir nicht langweilig wird. Wenn die Blinds steigen und die Anzahl Gegner abgenommen hat, kannst du etwas looser spielen. Zum Schluss musst du dann Vollgas geben und kannst mehr riskieren. Ein guter Sit And Go Spieler wird es schaffen, bei Eintisch-Turnieren bis gegen 40% der Fälle ins Geld zu kommen. An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass du dir mit dieser Spielweise immer wieder Bad Beats einfangen wirst. Denn nicht alle Gegner werden so diszipliniert sein und teilweise mit schwachen Händen gegen dich antreten. Und manchmal hast du eben Pech und verlierst, weil der Gegner noch eine Strasse oder einen Flush erhalten hat. Lass dich davon aber nicht entmutigen. Auf die Länge wirst du mit dieser Spielweise gut abschneiden und Phasen von Pech und Bad Beats überstehen.